Mittelstandsinitiative
Energiewende und
Klimaschutz
ENERGIEBUCH E-Tool
Start  |  Über uns  |  Impressum  |  Nutzungsbedingungen  |  Datenschutz

Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz
LEITFADEN

ENERGIEEFFIZIENZ IM HANDWERK



ZULETZT AUFGERUFENE SEITEN

Management der betrieblichen Logistik

Querschnittsthemen > Mobilität > Management der betrieblichen Logistik



Übersicht
  • Management der betrieblichen Logistik
  • Carsharing
  • Logistik / Tourenplanung / Fuhrpark- und Fahrtenmanagement


Wenn die in den vorangegangenden Kapiteln aufgezeigten Lösungen systematisch angegangen werden sollen, empfiehlt sich ein auf die Betriebsgröße angepasstes professionelles Logistikmanagement, um eine umweltschonende, wirtschaftliche und zuverlässige Logistik zu realisieren. Die wichtigsten Ziele sind:


  • Pünktlichkeit

  • Zuverlässigkeit

  • reduzierte Mobilitätskosten

  • weniger betriebsbedingter Verkehr (besonders Leerfahrten)

  • effizienter Zeiteinsatz der Mitarbeiter

  • minimierter Fuhrpark (effizienter Einsatz der Firmenfahrzeuge)

  • Erfüllung von Auflagen der öffentl. Hand und von Auftraggebern (z.B. Umweltzertifizierung)

  • Präsentation als moderner Arbeitgeber und Geschäftspartner

  • Motivierte, zufriedene und gesunde Mitarbeiter



Häufig ergeben sich schon durch einfache Maßnahmen deutliche Einsparpotentiale. Eine gute Routenplanung und eine gute Dokumentation bei der Ermittlung des Aufmaßes (EDV auf der Baustelle) helfen beispielsweise dem Monteur/ Handwerker dabei, die Arbeit vor Ort schneller zu erledigen. Zusätzliche Besorgungsfahrten oder mehrfache Anreisen zum Kunden werden verringert. Als Nebeneffekt führt dies zu einer besseren Qualität der erbrachten Leistungen und einer positiveren Wahrnehmung des Betriebes seitens des Kunden. Andere Beispiele zeigen, dass durch Auslastungssteigerungen vorhandener Fahrzeuge bzw. die Anschaffung eines Anhängers ein oder mehrere Fahrzeuge eingespart werden konnten. Es sind auch Verlagerungen auf nicht motorisierte Verkehrsmittel wie Lastenräder möglich. Die Möglichkeiten sind vielfältig.


Stau
Stau
Copyright: Pixabay


Auch für die Mitarbeiter birgt die Einführung eines Logistikmanagements klare Vorteile. Verbesserungen in der Organisation von Kundenterminen (Planung und Durchführung) führen dazu, dass Mitarbeiter weniger gestresst sind, da sie nicht von Termin zu Termin hetzen müssen. Weniger Stress bewirkt meist eine defensivere Fahrweise, wodurch die Gefahr von Verkehrsunfällen und Geschwindigkeitsüberschreitungen reduziert wird. Beides kann zu längeren Ausfallzeiten von Mitarbeitern für den Betrieb führen. Auch direkte Kostenersparnisse, wie z. B. die Bezuschussung von Fahrkarten des ÖPNV, die Möglichkeit, Firmenfahrzeuge für den Arbeitsweg zu nutzen, sowie Bonuszahlungen für besonders spritsparendes Fahren, tragen zur Motivation von Mitarbeitern bzgl. des ökologischen Verhaltens bei.

 

Information & Motivation

Erfolgreich lässt sich ein betriebliches Logistikmanagement im Handwerksbetrieb nur mit motivierten und engagierten Mitarbeitern umsetzen, da sie Schlüssel zum Erfolg sind. Die Mitarbeiter dort abzuholen, wo sie vor der Einführung des Logistikmanagements stehen, und sie für dieses Thema zu sensibilisieren und vorzubereiten, ist das Ziel. Dafür ist es sinnvoll, die Mitarbeiter frühzeitig anzusprechen und sie in die Planung und Umsetzung mit einzubeziehen. Dies gestaltet sich bei kleinen Handwerksbetrieben im Gegensatz zu großen Unternehmen meist einfacher, da die Betriebsinhaber oder Fuhrparkverantwortlichen einen direkteren Draht zu den Mitarbeitern haben. Mit Praxisbeispielen anderer Betriebe oder Kosten-Nutzen-Gegenüberstellungen können die Vorteile für den Betrieb dargelegt werden.

 

Planung & Bedarfsanalyse

Häufig ist das Problem oberflächlich betrachtet klar. Die Fahrzeit der Mitarbeiter verringern oder die Auslastung der Fahrzeuge erhöhen. Bei detaillierter Betrachtung ergeben sich jedoch Fragen und Auswirkungen von Verbesserungsmaßnahmen, die nicht ohne weiteres überschaut werden können. Mithilfe folgender Fragen kann die Bedarfsanalyse und Zielformulierung systematisch angegangen werden:


  • Pünktlichkeit der Mitarbeiter bei Kundenterminen verbessern

  • gestresste Mitarbeiter entlasten

  • Anzahl von unproduktiven Leerfahrten verringern

  • häufige Materialbeschaffung vermeiden

  • Finanzielle Belastung durch Fixkosten des Fuhrparks minimieren

  • Treibstoffkosten reduzieren

  • CO2 Ausstoß verringern

  • Wie dringlich ist die Lösung einzelner Probleme? Prioritäten festlegen.

  • Ist ein Problemverständnis auf allen Unternehmensebenen vorhanden?

  • Gemeinsames Verständnis der Probleme, Ursachen und Ziele auf allen Ebenen und in allen Zweigen schaffen (Führung, Verwaltung, Lager, Innendienst, Außendienst, Vertrieb)

  • Welche Personen innerhalb und außerhalb des Betriebs müssen in die Analyse & Zielformulierung eingebunden werden (Führung, Fuhrparkverantwortlicher [evtl. Meister oder Sekretariat], Gesamte Belegschaft oder nur einzelne Mitarbeiter, Externe Berater)



Ein Informationsaustausch zwischen dem Fuhrparkverantwortlichen und seinen Mitarbeitern ist der einfachste Weg, um die Potenziale/ Probleme zu entdecken. Je nach Größe des Unternehmens kann dies auch nur mit Personen des betroffenen Bereichs stattfinden. Zur Unterstützung ist es möglich, externe Mobilitätsberater hinzuzuziehen. Diesen stehen erprobte Werkzeuge wie die Wohnstandorts-Analyse der Belegschaft (Ecolibro), ein Prozesskostenrechner (Verkehrsclub Deutschland) oder erprobte Fragebögen zur Verfügung. Bei den Gesprächen sollte geklärt werden, ob ein gemeinsames Problemverständnis besteht. Darauf aufbauend kann ein Zeitplan mit den einzelnen Arbeitsschritten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten entwickelt und umgesetzt werden.

Je nach Problem und Zielsetzung sind unterschiedliche Informationen, die zum Teil schon in den vorangegangenen Kapiteln näher beschrieben wurden, notwendig, um geplante Veränderungen erfolgreich durchzuführen. Folgende Themenbereiche, die zum Teil in den vorangegangenen Kapiteln näher beschrieben wurden, können für die Datenerhebung zur Feststellung der Ausgangssituation genutzt werden.

 

Standort Betrieb / Filialen

Wie im Kapitel Transportbedarf in Betrieben/Der Betriebsstandort beschrieben, spielt die Erreichbarkeit des Betriebes eine wichtige Rolle, sei es für die eigenen Mitarbeiter, Lieferanten oder auch den Weg zur Baustelle, zu anderen Filialen oder zum Kunden. Da die meisten Unternehmen an ihren Standort gebunden sind, gibt es nur bei einem Neubau oder einer Erweiterung die Möglichkeit, hierauf Einfluss zu nehmen. Trotzdem empfiehlt es sich, den eigenen Standort zu analysieren und zu bewerten, um hieraus Empfehlungen abzuleiten. Stehen die Mitarbeiter häufig im Stau? Lässt sich dieses Problem durch eine verbesserte Routenplanung minimieren? Wie ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV)? Können Mitarbeiter den ÖPNV für den Arbeitsweg nutzen? Werden Mitarbeiter unabhängig vom Verkehrsaufkommen und ohne eigenes Fahrzeug zu Baustellen transportiert? Kennen alle Mitarbeiter die Möglichkeiten des ÖPNV im Umfeld des Betriebs?

Für Betriebe, die in der Stadt oder am Stadtrand ansässig sind, kann es sinnvoll sein, bestimmte Aufträge mit einem Lastenrad zu erledigen. Dies ist gut für die Gesundheit, kann Staus umgehen und zeigt auf den ersten Blick ökologisches Engagement.

 

Wohnorte der Mitarbeiter

Können Synergieeffekte zwischen Betrieb, Wohnort und Kunden/ Baustellen genutzt werden? Wenn Mitarbeiter beispielsweise in der Nähe der Kunden wohnen, können diese morgens direkt von zu Hause losfahren. So können Staus umgangen und damit Arbeitszeit und Spritkosten eingespart werden.

 

Anzahl der Mitarbeiter

Welche personellen Ressourcen stehen für die Planung und Umsetzung von Logistikoptimierungen zur Verfügung. Können Mitarbeiter neben ihrer normalen Tätigkeit das Thema auch über einen längeren Zeitraum betreuen? Je nach Größe der Belegschaft sollte überlegt werden, wie die Mitarbeiter am besten angesprochen und motiviert werden können.

 

Stellplatzangebot für Mitarbeiter und Kunden

In größeren Betrieben kann es bzgl. des Stellplatzangebotes für Fahrzeuge zur „Konkurrenz“ zwischen Mitarbeitern und Kunden kommen. Hier kann es sinnvoll sein, der Belegschaft die Vorzüge des ÖPNV (falls vorhanden) zu erläutern, ggf. kann die Nutzung des ÖPNV durch eine finanzielle Unterstützung des Betriebes gefördert werden.

 

Fuhrparkoptimierung

Der Fuhrpark sollte einer regelmäßigenPrüfung unterliegen. Werden alle Fahrzeuge benötigt? Sind die eingesetzten Fahrzeuge für Ihren Einsatzzweck richtig dimensioniert oder evtl. überdimensioniert? Wie hoch ist die Auslastung einzelner Fahrzeuge? Welche Schadstoffklassen besitzen die Fahrzeuge? Bei Neuanschaffung sollten auch alternative Antriebsarten wie gasbetriebene Verbrennungsmotoren oder Elektroantriebe geprüft werden. Siehe auch Der betriebliche Fuhrpark

 

Fahrtkosten-/ Dienstreiseregelung

Gibt es eine Fahrtkostenerstattung für Dienstfahrten mit dem privaten Fahrzeug? Müssen CO2-arme Verkehrsmittel bei Dienstreisen bevorzugt genutzt werden? Ist bereits ein Job-Ticket für die vergünstigte Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs im Betrieb vorhanden oder ist eine Einführung geplant? Können Mitarbeiter mit Elektrofahrzeugen an eigener Ladesäule laden? Stehen firmeneigene Lasten-/Elektrofahrräder zur Verfügung und können diese auch privat genutzt werden? Wird ein Dienstradleasing angeboten mit den gleichen steuerlichen Vorteilen, welche für Dienstwagen gelten?

 

Individuelles Verkehrsverhalten

Wie ist die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber bestimmten Verkehrsmitteln? Sind die Möglichkeiten, mit ÖPNV und Fahrrad zur Arbeit zu kommen, bekannt? Können sich Mitarbeiter vorstellen, mit einem Elektrofahrzeug oder Lastenrad zu fahren? Können betriebliche Aufgaben mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt werden? Welchen Stellenwert hat die Umwelt für die Mitarbeiter und sind sie bereit, ggf. Komforteinbußen hinzunehmen? Zur Datenaufnahme kann ein Fragebogen hilfreich sein.

Für weitere Ideen zur Optimierung der betrieblichen Mobilität, siehe auch Transportbedarf in Betrieben und Der betriebliche Fuhrpark

 

Einführung und Umsetzung


Qualifikation
Qualifikation
Copyright: Pixabay

Eine umweltschonende und zugleich kostenoptimierte betriebliche Logistik lässt sich vor allem durch Fachkenntnisse im Betrieb, umgesetzte Methoden und Strategien verwirklichen. Häufig sind eine Hinterfragung vieler bisheriger Vorgehensweisen und ein Umdenken hin zu optimierten Methoden notwendig. Ein Ansatz ist es, eine geeignete Mitarbeiterin bzw. einen geeigneten Mitarbeiter explizit für das Thema betriebliche Logistik zu beauftragen und zu qualifizieren. Dies kann z. B. durch am Markt angebotene Schulungen und Seminare erreicht werden. Je nach Vorkenntnissen der entsprechenden Person kann für den Einstieg eine eher allgemeine Fortbildung zur betrieblichen Logistik angegangen werden, in der das Thema umfassend beleuchtet und dargestellt wird. In der Folge ist zu erwarten, dass einzelne Themenbereiche mit weiteren Schulungen vertieft werden müssen. Wichtig ist, dass sowohl auf strategischer Ebene hinreichende Kenntnisse vorhanden sind als auch auf der Ebene der ausführenden Personen. Hieran sollten auch etwaig besuchte Schulungen ausgerichtet werden (z. B. eher praktisch orientierte Trainings für die ausführende Ebene). Eine gute und inspirierende Quelle kann auch der Besuch einer Fachmesse sein, auf der z. B. Software für Logistikmanagement vorgeführt wird. Nicht selten wird durch das Kennenlernen von verfügbaren Lösungen ein Bewusstsein für die wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale im eigenen Betrieb geschaffen.

Neben der Qualifikation von zuständigen Personen auf der fachlichen Ebene ist es wichtig, dass die Betriebsleitung hinter entsprechenden Optimierungsprozessen steht. Es sollten sowohl die übergeordneten als auch konkrete Ziele erarbeitet und priorisiert werden. Für die mit der Umsetzung beauftragten Personen stellen diese Ziele einen wichtigen Handlungsrahmen dar, der eine strukturierte Vorgehensweise erst möglich werden lässt. Wichtig ist zudem, dass die Betriebsleitung alle Ressourcen zur Verfügung stellt, die für eine Zielerreichung notwendig sind (z.B. Arbeitszeit, Lehrgänge, Software, Unterlagen, …). Allzu oft scheitern innerbetriebliche Projekte an mangelnden Ressourcen und einem schlechten Projektmanagement. Sinnvoll ist es, vor dem Beginn von konkreten Maßnahmen die vorhandenen Potenziale umfassend aufzuspüren und klar zu benennen. So ist es leichter, strukturiert vorzugehen und eine gemeinsame "Vision" der optimierten Logistik zu entwickeln. Zudem werden dadurch die gemeinsame Verfolgung und die Bewertung von erzielten Verbesserungen erleichtert. Dies kann zum Beispiel anhand von Kennzahlen oder Grafiken erfolgen, die monatlich oder jährlich fortgeschrieben werden. Hierbei kann auch die betriebseigene oder externe Buchhaltung unterstützen, z. B. mit der Aufbereitung von logistikbezogenen Daten (Kosten, Zeiten, Kraftstoffverbräuche). Sollten für das Erfassen und das Protokollieren von Daten im Betrieb oder für die Erteilung von Fahrtaufträgen oder Tourenplanungen Formulare benötigt werden, lohnt sich die Suche im Internet. Viele praktische Vorlagen wie zum Beispiel das Energiebuch der Handwerksammern sind kostenfrei erhältlich, aber auch kommerzielle Zusammenstellungen von Hilfsmitteln können eine sinnvolle Hilfe sein. Grundsätzlich sollte der Erfolg einer strategisch angelegten Optimierung nicht kurzfristig, sondern als Ergebnis eines kontinuierlichen Entwicklungsprozesses verstanden werden.

Bei der Einführung eines betrieblichen Logistikmanagements sollte beachtet werden, dass nicht alle theoretisch möglichen Maßnahmen im Betrieb umzusetzen sind. Abhängig vom Standort, dem Einsatzgebiet und der Anzahl der Mitarbeiter/ Fahrzeuge ergeben sich individuelle Rahmenbedingungen für einen Betrieb, die in weiterer Folge zu individuellen Aktionsplänen mit unterschiedlichen Priorisierungen führen.

Als Vorgehensweise empfehlen sich zwei Varianten. Entweder gezielte Einzelmaßnahmen umsetzen oder eine ganzheitliche Betrachtung aller Bereiche der betrieblichen Mobilität durchführen. Gezielte Maßnahmen haben den Vorteil, dass sie schnell umzusetzen sind, vielleicht aber nicht die Ursache des Problems erfassen. Besser ist ein systematisches ganzheitliches Vorgehen. Dieses dauert zwar länger und erfordert mehr Arbeitsaufwand, kann aber schrittweise umgesetzt werden und führt mittelfristig zu größeren Vorteilen. Es sollte berücksichtigt werden, dass jedes Unternehmen Veränderungen der Belegschaft, des Fuhrparks und des Einsatzgebiets unterliegt. Die beste Möglichkeit sich diesen Veränderungen anzupassen ist eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung des Mobilitätsverhaltens.

 

Überprüfung & Veröffentlichung

Eine Überprüfung der Maßnahmen findet in der Regel nicht von selbst statt. Daher sollte eine erfolgsorientierte Kontrolle der Maßnahmen nach einiger Zeit gezielt geplant werden. Es sollte angestrebt werden, ein betriebliches Logistikmanagement nicht als punktuelle, räumliche oder zeitliche Einzelmaßnahmen umzusetzen, sondern es als dynamischen Motivations-, Lern- und Erfahrungsprozess in den Unternehmensalltag zu integrieren. Denn dann können vorhandene Potenziale besonders gut erschlossen werden!

Neben der Überprüfung sollte eine projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit angestrebt werden. Einerseits hilft dies, die Mitarbeiter über den Stand der Maßnahmen zu informieren, andererseits werden sie dadurch zur weiteren Mitarbeit motiviert.

Erfolge bei der Reduzierung der verkehrsbedingten Kosten steigern zudem die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebes. Richtig beworben können ökologische Verbesserungen auch zu einem Imagegewinn führen. Es gibt hierzu viele Möglichkeiten: z. B. das Benennen der Einsparungen auf der eigenen Internetseite, ein Hinweis auf der Rechnung „Anfahrt mit Elektro-Kundendienstfahrzeug“ oder die Mitgliedschaft in einem Umweltnetzwerk. Das Unternehmen kann auf diese oder andere Weisen sein Engagement präsentieren und damit heutzutage bei vielen Kunden und den eigenen Mitarbeitern zusätzlich punkten.

 

Literaturverzeichnis

Behörde für Umwelt und Energie (BUE), Wege zur schadstoffarmen Mobilität, BUE, 2016

Behörde für Umwelt und Energie (BUE), Mobile Perspektiven, BUE, 2015

Hans-Ludwig Bruns, Klaus Vennefrohne, Lars Welk, Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), 2007

Gregor Kolbe, Michael Müller-Görnert, Steffi Windelen, Effizienter Fuhrpark - kostengünstig, umweltschonend, zukunftssicher, Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), 2010

 


DRUCKEN



Ältere Studien berechneten, dass jedes Carsharing-Auto bis zu zehn private Pkw ersetzt. Wenn das eigene Auto verkauft und stattdessen ein „geshartes“ mit dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zusammen genutzt wird, mag diese Behauptung stimmen. Die Realität sieht aber häufig anders aus. Zum einen werden Carsharing-Fahrzeug zusätzlich zum eigenen Auto genutzt, um beispielsweise den Einkauf mal schnell nach Hause zu fahren, zum anderen finden Fahrten dann nicht mehr im ÖPNV statt. Richtig genutzt kann Carsharing aber zur Reduzierung des innerstädtischen Verkehrs und vor allem des Parkdrucks beitragen. Dies bedeutet ein Plus für die Umwelt, aber auch fürs Handwerk, welches sich mit immer größeren Problemen bei der Parkplatzsuche in Baustellen- oder Kundennähe konfrontiert sieht. Aber lohnt sich Carsharing auch für Handwerksbetriebe?

Hatten Handwerksbetriebe in der Vergangenheit auch für seltene Einsatzzwecke oder Bedarfsfälle eigene Fahrzeuge im Fuhrpark, schwenken heutzutage immer mehr Betriebe um. So nutzt nach Angaben des Bundesverbands CarSharing (BCS) rund ein Viertel der Carsharing-Kunden die Fahrzeuge auch dienstlich. Das sind zum Großteil natürlich Nicht-Handwerksbetriebe. Beim Carsharing-Anbieter Cambio – einem großen deutschen Marktteilnehmer – liegt der Anteil an Handwerksbetrieben bei ca. acht Prozent. Vor allem Tischler, Schlosser und Elektriker nutzen dieses Angebot. Der Hauptgrund ist in der Regel die Kostenersparnis im Vergleich zum eigenen wenig genutzten Fahrzeug. Bei diesen fallen Reparatur- und laufende Fixkosten für Steuern, TÜV, Versicherungen, etc. mehr ins Gewicht. Attraktiv ist aber auch, dass niemand sich um die Fahrzeuge kümmern muss. Sie sind modern, auf dem technisch neusten Stand und erfüllen dadurch geforderte Abgaswerte in deutschen Innenstädten.

Das stationsbasierte Carsharing, bei dem die Fahrzeuge an einer Station ausgeliehen und wieder abgegeben werden, ist das von Handwerkern bevorzugte System. Die Fahrzeuge lassen sich per Telefon oder Internet lang- und auch häufig kurzfristig reservieren. Die Preise hierfür haben sich in den letzten Jahren kaum verändert. Bei stationsunabhängigen Anbieter – dem sogenannten free-floating Carsharing – stehen die Fahrzeuge in einem festgelegten Gebiet und werden auch dort wieder abgestellt. Diese eignen sich kaum für das Handwerk. Auch sind die Preise für handwerkstypische Nutzungsdauern deutlich höher.

Wer viel fährt, zahlt beim Carsharing aber drauf

Ob Betriebe beim Carsharing sparen oder dazuzahlen kommt auf die Häufigkeit und die Dauer der Nutzung an. Je weniger man die Fahrzeuge braucht, desto eher lohnt es sich. Wer bis zu 10.000 km im Jahr (rund 850 km pro Monat) unterwegs ist, fährt in der Regel mit Carsharing günstiger. Dies gilt vor allem für Fahrzeuge, die nicht voll ausgelastet sind, beispielsweise um Mitarbeiter zu Baustellen zu bringen oder für einzelne Großtransporte. Natürlich gibt es auch Einschränkungen, wenn in größerem Umfang Werkzeug oder Material transportiert werden muss, welches im Wagen verbleiben soll. Auch Fahrzeuge besonders verschmutzt oder beschädigt abzugeben, kann im Nachhinein teuer werden. Betriebe die Carsharing regelmäßig nutzen berichten aber, dass die Fahrzeuge bei der Abgabe auch wie Nutzfahrzeuge geprüft werden und nicht jeder kleine Kratzer oder jede Delle bemängelt wird. Unproblematisch lassen sich die gemieteten Fahrzeuge natürlich für Beratungen, Kundentermine, Geschäftsreisen und Baustellenbesichtigungen oder ähnliche Aufgaben nutzen. Auch wenn das Carsharing-Angebot vor allem in Großstädten gut ist, steigt die Verfügbarkeit ebenfalls im ländlichen Raum. Deutschlandweit findet man mittlerweile rund 840 Orte.

Praxisbeispiele:


  • Ein Tischler führt die meisten Aufträge mit einem Fahrzeug der Caddy-Klasse aus. Zur Auslieferung großer Möbelstücke mietet er sich bedarfsweise einen großen Lieferwagen. Dies ist günstiger als dauerhaft mit einem größeren Fahrzeug zu fahren. Der Betrieb spart Kraftstoffkosten, Versicherungen und Steuern ein, findet leichter Parkplätze und hat einen geringeren Schadstoffausstoß.

  • Ein SHK-Betrieb hat einen Großteil seines Fuhrparks auf Elektromobilität umgestellt. Um schwere oder große Lasten zu transportieren, nutzt er noch einen alten Dieseltransporter mit Anhänger. Statt in einen neuen Transporter zu investieren, verkauft er das Gespann und mietet sich bei Bedarf ein Fahrzeug. Die Carsharing-Kosten sind auf die Nutzungsdauer bezogen geringer als eine Neuanschaffung. Zusätzlich ist mehr Platz auf dem Betriebshof vorhanden.




Carsharing
Carsharing
Copyright: HWK Hamburg


Literaturverzeichnis



Joachim Becker, Carsharing rechnet sich in den meisten deutschen Städten nicht, Süddeutsche Zeitung, 09.08.2019

Deutsche Handwerkszeitung, Wie Handwerksbetriebe Carsharing nutzen, 28.08.2017

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/info/carsharing-vergleich-elektroautos/ (Abgerufen 09.12.2020)


DRUCKEN


Paletten
Paletten
Copyright: Pixabay

 

Außentermine erfordern eine gute Planung, denn Zeit ist Geld. Als erster Schritt kann es sinnvoll sein, sich einen Gesamtüberblick über die zurückgelegten/ geplanten Strecken des alltäglichen Geschäfts zu verschaffen. Hierfür bietet es sich an, die Wohnorte der Mitarbeiter, häufig auftretende Staus und Außentermine des Unternehmens zu erfassen. Bei mehreren Orten in einem Gebiet, lassen sich diese zur Vereinfachung auch als Schwerpunkte zusammenfassen. Als Hilfsmittel zur Fahrtzeitermittlung zwischen den Orten/ Kunden bieten sich internetbasierte Routenplaner sowie - zur besseren Visualisierung - eine große Karte mit Stecknadeln der für den Betrieb relevanten Orte an (Beispielbild). Es sollte darauf geachtet werden, dass vor allem im Berufsverkehr, die Fahrtzeiten erheblich variieren können. Eventuell lassen sich häufig auftretende Staus umgehen, indem morgens eine direkte Anfahrt vom Wohnort der Mitarbeiter erfolgt, was in vielen Betrieben bereits Standard ist. Eine Rückmeldung der Fahrer, ob Ziele pünktlich erreicht wurden oder nicht, mit Benennung der Ursache, kann helfen systematische Probleme zu erkennen und diesen entgegenzuwirken.

Als Hilfsmittel für eine schnelle Zielerreichung, sind Navigationssysteme inzwischen weit verbreitet. Müssen aber mehrere Termine koordiniert oder neue Aufträge direkt an den nächsten freien Mitarbeiter vergeben werden, können spezielle Software- und Telematiklösungen hilfreich sein. Diese sind in der Anschaffung vergleichsweise teuer, lohnen sich aber für Unternehmen, die mehrere Außendienstmitarbeiter im Einsatz haben, Waren verteilen oder viele Termine verknüpfen müssen. Zu den potentiellen Nutzern zählen z. B. der Vertrieb, der technische Außendienst, die Filialbelieferung sowie Kurier- und Lieferdienste. Ein auf den Einsatzbereich zugeschnittenes Tourenplanungsprogramm unterstützt bei der täglichen Routenerstellung: Das Programm ordnet die Aufträge den einzelnen Mitarbeitern bzw. Fahrzeugen zu und bestimmt die Reihenfolge, in der die Aufträge abzuarbeiten sind. Moderne Systeme berücksichtigen auch Faktoren wie Kundenzeitfenster, Pausenregelungen oder andere vom Benutzer eingetragene Randbedingungen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, diese Programme mit einem Telematiksystem zu verbinden. Damit kann die aktuelle Position der Fahrzeuge bestimmt werden und neue Aufträge lassen sich direkt dem Mitarbeiter zuweisen, der sich gerade in der Nähe befindet. Über eine Kopplung mit dem Bordcomputer ist außerdem möglich, Geschwindigkeit, Verbrauch oder auch Fehlercodes des Fahrzeugs einzusehen. Es besteht zudem die Möglichkeit ein elektronisches Fahrtenbuch zu erstellen oder sich die Routen aller Fahrzeuge für die letzten drei Monate anzeigen zu lassen. Natürlich sind solche umfassenden Lösungen nicht für alle Handwerksbranchen sinnvoll, sie werden aber z. B. bei größeren Betrieben des SHK- oder Elektrohandwerks bereits erfolgreich eingesetzt.

Mit Hilfe von angepassten kleinen oder großen Telematik- und Softwarelösungen wird die Effizienz der täglichen Außendienstfahrten gesteigert. Sie vermeiden unnötige (Leer-) Fahrten und teure Standzeiten. Die Arbeitseffizienz wird erhöht und die Servicequalität verbessert, da schneller auf Kundenwünsche reagiert werden kann. Auch die Mitarbeiter profitieren: dank einer guten Planung und besseren Übersicht der Kundenerreichbarkeit, können sie unnötige Wartezeit vermeiden und stehen dabei zugleich weniger unter Zeitdruck. Termine für regelmäßige Wartungsintervalle der Fahrzeuge (Öl, Licht, Reifendruck, …) oder anstehende TÜV-Untersuchungen können im System hinterlegt werden, damit der Fahrer rechtzeitig darauf hingewiesen wird.

Die Preise für Telematiklösungen hängen stark von der Anwendung (Kosten Disponent/ Anzahl der Fahrzeuge) und den mitgekauften Optionen ab. Pauschale Kostenaussagen sind daher nicht möglich. Ein gravierender Unterschied ist zunächst, ob die Telematik-Hardware gemietet oder gekauft wird. Die Kosten für Telematiklösungen variieren je nach Hersteller und Leistungsumfang. Für die Modelle eines namhaften Herstellers betragen die Kosten je Fahrzeug zwischen 30 Euro für das Basismodell und etwa 250 Euro mit diversen Zusatzmodulen (exkl. der Kosten für den Einbau in das Fahrzeug). Hinzu kommen monatliche Nutzungsgebühren der Software (Kommunikationsportal) sowie Gebühren für die Übertragung der Fahrtziele und die Fahrzeugdaten per Mobilfunk (etwa 20 Euro pro Fahrzeug und Monat). Für die Schulung der Mitarbeiter sollte bei der Einführung einer Telematiklösung ebenfalls ein Budget eingeplant werden.

Neben prominenten Systemanbietern wie z.B. TomTom Telematics, Avrios, mobileObjects oder Blaupunkt Telematics gibt es eine Vielzahl weiterer großer und kleiner Anbieter von Telematiklösungen und Tourenoptimierungssoftware. 20 solcher Softwareprogramme, welche insbesondere für kleine und große Handwerksbetriebe in Frage kommen, wurden von der Fachzeitschrift „handwerk magazin“ in einem Artikel näher vorgestellt. Der direkte Vergleich ist hier zu finden.

Da sich die Kosten der Systeme teilweise deutlich voneinander unterscheiden, sollten aussagefähige Testberechnungen in die Auswahl mit einfließen. Bei täglich festen Touren, zum Beispiel der Filialbelieferung einer Bäckereikette, reicht meist eine einmalige Beratung durch spezialisierte Unternehmen aus.

Bei der Einführung von GPS gestützten Systemen, gilt es gesetzliche Vorschriften zum Schutz der Mitarbeiter zu beachten. Die Systeme dürfen nicht zur Dauerüberwachung von Mitarbeitern eingesetzt werden. Sie sollen die Mitarbeiter unterstützen und keinen permanenten Kontrolldruck ausüben. Die Anbieter sollten daher, vor der Einführung und bezogen auf die erfassten Daten, gezielt hierauf angesprochen werden. Weitere Informationen hierzu sind auch im Bundesdatenschutzgesetz zu finden.

 

Literaturverzeichnis

Behörde für Umwelt und Energie (BUE), Wege zur schadstoffarmen Mobilität, BUE, 2016

Behörde für Umwelt und Energie (BUE), Mobile Perspektiven, BUE, 2015

Hans-Ludwig Bruns, Klaus Vennefrohne, Lars Welk, Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), 2007

Gregor Kolbe, Michael Müller-Görnert, Steffi Windelen, Effizienter Fuhrpark - kostengünstig, umweltschonend, zukunftssicher, Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), 2010


DRUCKEN


EDV auf der Baustelle
EDV auf der Baustelle
Copyright: Pixabay

 

Die Büroorganisation vieler Handwerksbetriebe erfolgt heute bereits mittels Software. Eine Umfrage [1] der Handwerkskammer Münster ergab zudem, dass ca. 60 Prozent der befragten Betriebe mobile Informations- und Kommunikationsmittel für Service und betriebliche Abläufe nutzen, etwa für die Zeiterfassung und Verwaltung. Ein Problem ist, dass häufig keine einheitliche und von überall aus erreichbare Datenplattform vorhanden ist.

 

Eine Lösung ist sogenannte ERP-Software, welche umfassende Möglichkeiten bietet. ERP steht für Enterprise Resource Planning und bezeichnet die Ressourcenplanung eines Unternehmens. Nicht nur im Büro, sondern auch auf der Baustelle, im Lager oder im Außendienst beim Kunden kann die Software von Mitarbeitern genutzt werden. Somit kann stets auf aktuelle Kunden- und Projektdaten oder Lieferzeiten zugegriffen werden.

 

Entsprechende Programme gibt es von verschiedenen Herstellern. Sie bieten einen einheitlichen Datenfluss, abgestimmt auf den jeweiligen Arbeitsprozess und den entsprechenden Anwender. Damit entfällt die aufwendige und fehleranfällige mehrfache Datenbearbeitung. Ein Praxisbeispiel: bereits bei der Erfassung des Aufmaßes vor Ort durch einen Kundenberater können alle Daten und Fotos direkt im ERP-System gespeichert werden. Die ebenfalls mit einem Laptop oder Tablet ausgestatteten Monteure können auf die Daten zugreifen, benötigte Werkzeuge und Teile in das Fahrzeug laden und zum Kunden fahren. Eine automatisierte Lagerwirtschaft meldet entstehende Fehlbestände. Arbeitsfortschritte auf der Baustelle bzw. verbaute Teile lassen sich mit Bildern und Rechnungen für einen späteren Einsatz oder Gewährleistungsfälle dokumentieren. Alle vom Monteur eingegebenen Daten können für die Rechnungsstellung vom Büro aus abgerufen werden, um den Auftrag abzuschließen. Einige Programme lassen sich auch mit Tourenplanungssoftware kombinieren, sodass die Auftragsvergabe, Routenführung und Dokumentation in einem System vereint sind. Die folgende Auswahl von Anbietern soll nur einen ersten Überblick verschaffen, es gibt vergleichbare Programme auch von anderen Herstellern.

 

KWP Informationssysteme GmbH

 

ZIEMER GmbH Elektrotechnik & Softwareentwicklung

 

Taifun Software AG

 

[1] = http://www.handwerk-magazin.de/fuer-ihre-flotte-flotte-fuhrpark-management-loesungen/150/4/328971 (Abruf 19.01.2017)

DRUCKEN


DRUCKEN

Gefördert durch BMWI und BMU
Login für Redakteure




 
zum Seitenanfang